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Das Leben geht an Land

In den Tiefen des Meeres war das Leben vor den tödlichen UV-Strahlen der Sonne geschützt. Bevor sich die Atmosphäre mit Sauerstoff angereichert hatte und es noch keine Ozonschicht gab, reichte die zerstörerische Wirkung der UV-Strahlung bis in eine Wassertiefe von 30 cm. Dadurch gehörte die Ufernähe bereits zur unbesiedelbaren Todeszone. Die verheerende Wirkung des UV-Lichts machte natürlich auch das Land unbewohnbar. Die Cyano-Bakterien bildeten Stromatolithen und produzierten immer mehr Sauerstoff, der auch in die Atmosphäre gelangte. Das UV-Licht in der Troposphäre verwandelte den Sauerstoff O2 in O3, das lebenswichtige Ozon um. Ohne die schützende Ozonschicht wäre das Leben an Land schnell wieder zu Grunde gegangen.

Pflanzen

Die Pflanzen gingen als Erste an Land

Den gegenwärtigen Rückgang der Ozonschicht in unserer Atmosphäre sollten wir mit großer Sorge betrachten. Von ihr hängt buchstäblich unser Überleben ab. Als sich vor ca. 410 Millionen Jahren eine genügend dichte Ozonschicht gebildet hatte, wurden die tödlichen UV-Strahlen herausgefiltert. Das Leben konnte nun bis an die Wasseroberfläche überleben und nun auch die Uferzonen besiedeln. Dies war die Stunde der Algen. Über Jahrhunderte wurden sie ständig an Land gespült. Am Anfang trockneten sie noch ein. Irgendwann jedoch schlich sich wieder ein Erbfehler ein, der sich zum Vorteil für die Pflanze entwickeln sollte. Die größte Gefahr für das Leben an Land war die Trockenheit. Daher konnten die ersten Pflanzen nur in der Gezeitenzone überleben, da sie bei jeder Flut mit Wasser in Berührung kamen. Als eine Pflanze durch eine neue Kombination im Erbgut durch Zufall eine wachsartige Schutzschicht entwickelt hatte, konnte sich dieser Pflanzentyp von der Gezeitenzone entfernen. Regenwasser reichte nun fürs Überleben an Land aus. Diese Pflanzen passten sich immer besser an die neue Umwelt an. Sie entwickelten neue Überlebensstrategien. Die Pionierpflanzen überlebten die neuen Bedingungen.

Der erste Schritt der Pflanzen ans Land war geschafft. Das Leben hatte sich eine neue Dimension eröffnet - das Leben an Land. Noch waren die Pflanzen kleinwüchsig und unscheinbar. Vermutlich ähnelten sie noch den Moosen. Mit den Wurzeln begannen die Pflanzen Mineralstoffe aus den Felsen aufzunehmen und zu verwerten. Jetzt setzte zum ersten Mal die Bodenbildung ein. Die Pflanzen beteiligten sich auch an der Sauerstoffproduktion. Doch die Entwicklungen gingen noch quälend langsam voran. Erst rund zehn Millionen Jahre nach dem ersten Landgang der Pflanzen kamen die ersten Tiere an Land. Die Pioniere unter den ersten Landgängern waren Tausendfüßler, Spinnentiere und Skorpione. Sie begannen die freien Nischen im Ökosystem zu besetzen.

Wissen kompakt

  • Erst als eine Ozonschicht die tödlichen UV-Strahlen herausfilterten, konnte das Leben an Land gehen. Die zerstörerische Wirkung der UV-Strahlen reichte im Wasser bis in eine Tiefe von 30 cm. Dadurch waren auch Flachgewässer und Uferzonen unbesiedelbar.
  • Cyano-Bakterien in den Stromatolithen produzierten immer mehr Sauerstoff und veränderten dadurch die Uratmosphäre. Die harten UV-Strahlen zerlegten den Sauerstoff und verwandelten durch Photodissoziation den Sauerstoff (O2) in Ozon (O3). Ohne die schützende Ozonschicht wäre das Leben an Land rasch wieder zugrunde gegangen. Vor ca. 410 Millionen Jahren hatte sich eine genügend dicke Ozonschicht gebildet, die es dem Leben ermöglichte an Land zu gehen.
  • Um das Wasser verlassen zu können, musste es semipermeable Zellen entwickeln, die zwar das von einer Seite durchlässt, aber Zucker und andere Nährstoffe nicht. Nur dadurch ist eine Anreicherung mit Nährstoffen möglich. Da die Zellen einen eigenen Wasservorrat hatten, konnten sie auch außerhalb der Meeres existieren.
  • Als Regen für die Wasserversorgung ausreichte, konnte der Organismus die Uferzone verlassen. Mit dem Schritt vom Wasser ans Land war eine neue Dimension für das Leben erreicht.
  • Heute werden durch menschliche Aktivitäten viele Gase freigesetzt, die die Ozonschicht zerstören. Gegenwärtig haben sich an den Polen Ozonlöcher gebildet, wodurch der Ozonschutz in den Polargebieten fehlt.

Bildnachweis: Una Jacobs, Bioplanet Erde - Spielplatz der Evolution S.30, Ellermann, Hamburg 1999

© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach