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Wie die Saurier ausstarben

180 Mio. Jahre lebten die Schreckensechsen auf der Erde. Ihr Ende war eines der infernalsten Ereignisse in der Erdgeschichte. Aus dem Asteroidengürtel, er liegt zwischen Mars und Jupiter, hatte sich ein rund 15 km großer Brocken gelöst. Seit vielen Milliarden Jahren kreiste er schon um die Sonne. Dann wurde er durch irgend ein Ereignis aus seiner festen Bahn im Asteroidengürtel geworfen und begann sich nun auf die Sonne zuzubewegen. Da die Erdbahn auf der gleichen Ebene wie der Asteroidengürtel liegt, passierte das Unvermeidliche: der Asteroid stieß mit der Erde zusammen. Dies geschah vor 65 Mio. Jahren.

Saurier

Die Folge des Zusammenstoßes war katastrophal - und leitete eine neue Erdepoche ein: Das Tertiär. Jede neue Erdepoche schafft eine neue Welt. Die Wissenschaftler nennen dieses Ereignis, das vor 65 Mio. Jahren stattgefunden hatte, das K/T-Ereignis - das Kreide/Tertiär-Ereignis. Durch die freigesetzte kinetische Energie hatte sich die Luft in Bruchteilen einer Sekunde zu Plasma verwandelt. Plasma ist glühend heißes Gas. Mit Überschallgeschwindigkeit raste die Schockwelle der Explosion um die Erde und weltweit begannen die Wälder zu brennen. Die verbrannte Atmosphäre saugte neuen Sauerstoff an, wodurch ein aberwitziger Orkan entstanden sein musste. Eine dichte Staubschicht umhüllte für mehrere Monate die ganze Erde. Die Photosynthese, die ja auf Sonnenlicht angewiesen ist, kam zum Erliegen. Kein wärmender Sonnenstrahl konnte mehr die Atmosphäre durchdringen. Die Temperaturen sanken weit unter den Gefrierpunkt und in weiten Gebieten der Erde schneite es. Ein nuklearer Winter hatte fast alles Leben auf der Erde ausgelöscht. Durch dieses Ereignis starben alle Saurier aus. Selbst Saurier, die weitab von diesem Geschehen lebten, erfroren oder verhungerten, da alle Pflanzen durch Mangel an Tageslicht abstarben.

Bei allen Aussterbeereignissen in der Erdgeschichte hat es aber immer Gewinner gegeben, die von jeder Katastrophe profitierten. Jetzt war die Stunde der Säugetiere gekommen. Nachdem sich der Staub verzogen hatte, der durch den Einschlag des Meteoriten bis in die Stratosphäre hochgewirbelt wurde, gelangten wieder wärmende Sonnenstrahlen auf die Erde. Der Schnee schmolz wieder ab. Die Pflanzen, die die Katastrophe überlebt hatten, trieben wieder neu aus. Überall lagen die Kadaver der zugrunde gegangene Saurier. Schon in der Kreidezeit lebten kleine Säugetiere in Erdhöhlen. Die meisten von ihnen hatten die Katastrophe überlebt, denn das Haarkleid der Säuger und der Schutz der Höhle hatten genügend Schutz vor dem Erfrieren geboten. Da die Säugetiere in ihrer Entwicklung nicht mehr von den Sauriern bedroht wurden, konnten sie sich frei entwickeln. Da gleich nach der K/T-Katastrophe alle ökologischen Nischen freigeworden waren, setzte ein ungebremster Evolutionsschub ein. Auch der Homo sapiens profitierte letztlich von diesem Ereignis.

Wissen kompakt

  • Aussterbetheorien der Saurier: Kältetod durch eine Eiszeit. Mangelnde Intelligenz wegen zu kleiner Gehirne, weswegen sich die Saurier an eine veränderte Umwelt nicht anpassen konnten. Kreislauf- und Stoffwechselzusammenbruch wegen Gigantomanie der Saurier. Genetische Erschöpfung und die Unfähigkeit sich an eine veränderte Umwelt anzupassen. Kleine, behände Säugetiere fraßen die Eier der Saurier.
  • Asteroidentheorie: Der Paläontologe John Horner hatte in Montana eine Herde von zehntausend Maiasauriern ausgegraben, die unter eine Ascheschicht begraben lag. 1979 stellten die amerikanischen Wissenschaftler Louis und Walter Alvares (der Vater Louis ist Nobelpreisträger) die These auf, ein Asteroid sei vor 65 Mio. Jahren auf der Erde eingeschlagen. Dabei hätte er mehr Energie freigesetzt als alle Atombomben aller Länder zusammen.
  • Auf der Yucatan-Halbinsel in Mexiko entdeckte man einen 65 Mio. Jahre alten Einschlagskrater, der genau zu dem vermuteten Ereignis passt. Nach dieser Theorie schlug vor 65 Mio. Jahren ein 15 km großer Asteroid auf der Halbinsel Yucatan ein. Dabei wurde eine Energie freigesetzt, die die Sprengkraft aller Atombomben der Erde übertraf. Durch die kinetische (Einschlags-) Energie wurde die Luft in ein viele 1000° C heißes Plasma verwandelt.
  • Die Schockwelle der Explosion raste mehrere Male um den Globus. Da sich alle Wälder entzündet haben mussten, entstand eine mächtige Staubwolke, die die Tage zur Nacht werden ließen. Da sofort die Temperaturen absanken, wurde ein nuklearer Winter ausgelöst. Er kann nur kurz gedauert haben, da sich nach wenigen Tagen der Schnee durch die herabsinkenden Staubpartikel schwarz färbte und wieder Wärme aufnahm. Es gab genügend Pflanzen und Tiere, die diese Katastrophe überlebt hatten.
  • Das Leben entsteht neu: Keines der Saurier hatte das K/T-Ereignis überlebt, doch viele der rattengroßen Säugetiere, die seit Millionen Jahren heimlich zwischen den Sauriern gelebt hatten. Für mehrere Wochen boten die herumliegenden Saurierkadaver genügend Nahrung. Jetzt wurden die Karten im Spiel des Lebens neu gemischt. Im Tertiär beginnen die Säugetiere sich in alle Richtungen zu entwickeln.

© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach