Archiv

Ferngläser für die Astronomie

Grundsätzlich kann man mit jedem Fernglas (oder "Feldstecher") erfolgreich astronomische Beobachtungen anstellen. Wer allerdings schwache Nebelflecke sicher identifizieren will und auf ordentliche Sternabbildungen (keine Schweife und andere Verzeichnungen, keine Lichthöfe, möglichst randscharfes Bild über das gesamte Gesichtsfeld ohne Farbsäume) großen Wert legt, der muss schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Das fängt dann etwa bei 500 Euro an.

Es sei darauf hingewiesen, dass es im Internet oder in Fachzeitschriften einen Gebrauchtmarkt gibt, auf dem man mit etwas Geduld sehr gute Instrumente zu einem akzeptablen Preis bekommen kann. Die Qualitäten bei Ferngläsern sind sehr unterschiedlich. Firmen wie z.B. ZEISS, Leitz, Docter, Fujinon und Swarovski stellen Spitzeninstrumente im oberen Preissegment her und geben bis 30 Jahre Garantie auf ihre Geräte. Da die Optiken mit Stickstoffgas gefüllt und luftdicht geschlossen sind, können die optischen Flächen im Laufe der Zeit auch nicht beschlagen. Neben den renommierten Firmen sind im Handel aber auch preisgünstige Instrumente zu erhalten. Diese müssen nicht schlecht sein, sollten aber für astronomische Zwecke vor dem Kauf getestet werden. Dieser kleine Artikel bietet Ihnen einige Hinweise beim Kauf eines astronomischen Fernglases.

Austrittspupille und Eintrittspupille

Die Austrittspupille ist der Durchmesser des aus dem Okular austretenden Lichtstrahls. Ist sie größer als die Eintrittspupille des Auges, so bleibt ein Teil der Fernglasleistung ungenutzt. Ist der Wert kleiner, so nutzt man die Möglichkeiten des Auges nicht aus. Da wir nachts beobachten und die Eintrittspupille nach Anpassung an die Dunkelheit 5-7mm (je nach Alter!) beträgt, sollte die Austrittspupille des Fernglases ebenfalls in diesem Bereich liegen.

Der helle Lichtfleck ist die Austrittspupille

Berechnung der Austrittspupille:

Austrittspupille in mm = Öffnung in mm / VergrößerungDie Austrittspupille beim Fernglas

Beispiele:

10x50-Fernglas : 5 mm
10x70-Fernglas : 7 mm
  8x56-Fernglas : 7 mm

Sie können Ihren Pupillendurchmesser leicht selbst messen: Stellen Sie sich im halbdunklen Zimmer vor den Spiegel und halten Sie, wie in der Abbildung gezeigt, ein Lineal vor das Auge. Den Pupillendurchmesser können Sie dann leicht ablesen.

Messung des Pupillendurchmessers

Da am hellichten Tag der Pupillendurchmesser mit 2 mm sehr klein ist, lässt sich die Güte astronomischer Ferngläser nur nachts bestimmen, wenn die Eintrittspupille in der Dunkelheit entsprechend groß geworden ist und das vom Fernglas hindurchgelassene Licht aufnehmen kann.

Der Pupillenabstand ist für Brillenträger wichtig

Wer eine Brille trägt (heute oder in 10 Jahren ...), sollte darauf achten, dass der Pupillenabstand ausreichend groß ist, damit man mit Brille beobachten kann. Ist dieser Wert zu klein, hat man bei der Beobachtung mit Brille immer den ärgerlichen Eindruck, dass man nur einen Teil des Gesichtsfeldes überschaut. Geeigneter Wert : Mindestens 15 mm.

Pupillenanbstand

Gesichtsfeld, Vergrößerung und Gewicht

Die Beobachtung mit dem Fernglas ist am schönsten, wenn man recht große Gesichtsfelder überschaut. Es sollte 6° bis 7° betragen. Kleinere Gesichtsfelder erschweren das Finden von Objekten. Das Gesichtsfeld hängt natürlich auch von der Vergrößerung ab. Amateurteleskope haben ein typisches Gesichtsfeld von 0,5° bis 1°.  Der Vollmond hat eine Breite von 0,5°. Wenn Sie ein 1ct-Stück zwischen den Fingern mit gestrecktem Arm halten, können Sie damit immer den Vollmond abdecken.

Vergrößerungen von z.B. 16x hält man nicht mehr freihändig ruhig. Das trübt den Beobachtungsgenuss erheblich. Ferngläser die 2 kg Masse haben, sind ebenfalls unhandlich. Für so große Geräte benötigt man ein Stativ. Das ergibt eine gewisse Grenze für die freihändige Beobachtung. Sinnvoll sind folgende Werte : Vergrößerungen 6x bis  10x, Masse 600g bis 1,5 kg. Geräte dieser Größenordnung sind handlich und lassen sich leicht auf Exkursionen mitnehmen. Das Gewicht des Instruments hängt unmittelbar vom Durchmesser des Objektivs ab. Bis etwa 50 mm Linsendurchmesser ist das Gewicht noch akzeptabel. Ab 70 mm werden die Geräte schwer (z.B. Vixen 15x80 hat eine Masse von 2270g).

Vergütung

Hochwertige Geräte sind auf ihren optischen Flächen z.T. mehrfach vergütet. Die Abbildung zeigt im direkten Vergleich die Vergütung eines hochwertigen Fernglases (linke Bildhälfte A oben und unten) und die Vergütung eines Billigproduktes (rechte Bildhälfte B oben und unten) bei verschiedenen Helligkeiten.

Vergütung

Das Bild zeigt die mehrfache Reflexion einer einfachen Glühlampe (mit Schirm) im Objektiv des Fernglases. Das hochwertige Produkt zeichnet sich durch wesentlich geringere Reflexionen aus, lässt also mehr Licht durch als das Billigprodukt. Am Nachthimmel stellt man im unmittelbaren Vergleich fest, dass der Himmel im besser vergüteten Fernglas A heller erscheint, als im Gerät B. Das Billigprodukt weist zudem einen hohen Streulichtanteil auf, durch den der Himmel in der Umgebung von Sternen durch Lichtkränze aufgehellt wird.  Zur Beobachtung lichtschwacher Galaxien ist B daher nicht geeignet.

© 2014 Dr. Heinz J. Beister