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Der Buntsandstein
Alle Mittelgebirge Deutschlands bestehen aus Granit oder Buntsandstein. Die Gesamtfläche aller Mittelgebirge nimmt ungefähr ein Zehntel der Gesamtfläche Deutschlands ein. Böden, die auf Granit oder Buntsandstein gründen, taugen zur Landwirtschaft recht wenig. Hier gedeiht nur Grünland für die Viehzucht oder es wachsen ausgedehnte Wälder in den rauheren Bergen. Lange hat man den Buntsandstein "das Unglück Deutschlands" genannt, denn hier gibt es fast nur Waldlandschaften. Doch heute weiß man, dass die riesigen Bundsandsteinmassen einen Schatz bergen: klares Quellwasser. Dieser Umstand hat die Landschaft in den letzten Jahren als Naturressource immer wichtiger gemacht. Die deutschen Heilquellen der Mittelgebirge liegen alle im Röt, das ist die oberste Stufe des Bundsandsteins. Brauereien und Getränkeabfüllungen profitieren längst vom Sandstein.
Im Buntsandstein finden sich nur wenige Fossiien. Sandlandschaften sind an sich lebensfeindlich und bieten nur hochspezialisierten Tieren einen Lebensraum. Der kalkarme Sand zerstört Kalkschalen und Knochen schon nach kurzer Zeit. Lange hielt man die Buntsandsteinzeit daher für unbelebt. Doch das täuscht. In den tonigen Horizonten des Buntsandsteins wurden reiche Fossilienfunde gemacht, was beweist, dass das Leben auch in dieser Zeit durchaus häufig war. Im Voltziensandstein in den Vogesen wurden zahlreiche fossilierte Insekten gefunden. Darunter befanden sich auch Libellen, die eine Flügelspannweite von 30 cm hatten. U-förmige Röhren belegen, dass hier maritime Sandwürmer lebten, also das Land gelegentlich wieder überflutet wurde. Früher glaubte man, dass der Bundsandstein nur im Meer Das Chirotherium entstanden ist. Doch in manchen Ablagerungen hat man Trittsiegel vom Chirotherium gefunden, einem höchst merkwürdigen Tier. Sein Aussehen hat man aufgrund der Form seiner Trittsiegel rekonstruiert. Da sich im Buntsandstein jedoch ausgedehnte Salz- und Gipslager finden, weiß man, dass sich in manchen Phasen das Meer zurückgezogen hatte, wodurch ehemalige Meeresbuchten trockenfielen und das salzhaltige Meerwasser verdunstete. Das Meerwasser kehrte jedoch immer wieder zurück und es bildeten sich im Laufe von Äonen mächtige Gips- und Salzlagerstätten.
Die Höhen der Mittelgebirge aus Buntsandstein wurden relativ spät besiedelt. Zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert wurden auf Veranlassung des Adels und der Kirche große Waldgebiete in den Mittelgebirgslandschaften Mitteleuropas gerodet und besiedelt (z.B. St. Blasien im Schwarzwald). Orte aus der hochmittelalterlichen Rodephase im 10.-12. Jahrhundert erkennt man an den Ortsnamen mt den Endungen auf -rod, -rode, -wald, -walde, -reuth, -hau, -schlag, etc. Man nennt diese Endungen auch Rodenamen. Die Endungen -kirchen und -zell (Klosterzelle) verraten eine kirchliche Gründung.
Wissen kompakt
- Große Teile Deutschlands sind von Buntsandstein bedeckt. Der Untergrund der Wälder der Mittelgebirge besteht aus Bundsandstein. Es sind dies: Schwarzwald - Vogesen, Odenwald - Haardt, Spessart - Rhön, Vorland des Thüringer Waldes, und das Weserbergland, das sind rund 30.000 km2 .
- Böden, die auf Bundsandstein gründen, sind nährstoffarm. Man hat schon die weiten Flächen der nährstoffarmen Bundsandstein-Böden als nationales Unglück Deutschlands bezeichnet, denn auf seinen kargen Böden gedeihen fast nur Waldlandschaften. Erst im 11. Jahrhundert wurden sie besiedelt - die deutschen Mittelgebirge sind also Jungsiedelland.
- Das riesige Volumen der Sandsteinmassen eines Mittelgebirges kann viel Wasser aufnehmen und gibt es hoch gereinigt wieder ab. Die deutschen Heilquellen liegen im Röt, der obersten Formation des Buntsandsteines.
- Sehr wertvoll ist der Buntsandstein als Wasserspeicher. Obwohl der Buntsandstein zur Landwirtschaft nicht taugt, ist er ein bewaldeter Wasserspeicher, was seine Nachteile längst wieder wett macht.
- Fossilienfunde im Bundsandstein sind spärlich. Man hat die Trittsiegel eines Handtieres (Chirotherium, Titelbild) und ein Skelett des Tieres gefunden.
- Der Bundsandstein bildete sich im und außerhalb des Wassers. Es gab im Wechsel kontinentale und maritime Phasen. Sandlandschaften sind lebensfeindlich und bieten wenig Gelegenheit zur Fossilierung.
- Im kalkarmen Sand werden Kalkschalen und Knochen rasch zersetzt. In den eingelagerten tonigen Horizonten wurden aber reiche Fossilfunde gemacht, was beweist, dass das Leben in der Buntsandsteinzeit durchaus häufig war.
- Fossilierte Farne, Stämme von Baumfarnen, Schachtelhalme und Bärlappgewächse findet man heute noch. An Tieren haben sich Krustentiere in vielen Arten noch erhalten. In den Vogesen wurden zahlreiche fossilierte Insekten gefunden (Voltziensandstein).
- U-förmige Röhren deuten auf die Gänge des Sandwurms hin, der im Meer lebte. Von den Wirbeltieren stammt die bekannteste Versteinerung vom Handtier Chirotherium. Der Buntsandstein entstand in einer großen flachen Senke, die gelegentlich vom Meer überflutet wurde. Farne, Nadelhölzer und Panzerlurche sprechen gegen eine lebensfeindliche Wüste. Von Meereswürmern gegrabene Wurmröhren verraten, dass das Land gelegentlich unter Wasser lag.
- Im Oberen Buntsandstein findet man oft Gips- und Salzlager. Diese Lagerstätten entstanden, weil Meeresbuchten vom Meer abgetrennt wurden und verdunsteten (Salzpfanne). Früher war der Buntsandstein ein beliebter Baustein.
© 2010 Alexander von Behaim-Schwartzbach