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Der Kessler - Effekt : das Ende der Raumfahrt
Jedes Mal wenn eine Rakete ins All geschossen wird, gelangen ausgebrannte Raketenstufen, abgesprengte Bolzen und unzählige Kleinteile in die Erdumlaufbahn. Was im erdnahen Raum durchs All schwebt, gelangt irgendwann zwar wieder in die Atmosphäre und verglüht - allerdings oft erst nach vielen Jahren. Russische und amerikanische Weltraumexperten zählen schon über 10.000 Objekte, die größer als 10 cm sind. Die hat man allerdings im Griff, weil sie sich mit Radar beobachten lassen.
Kopfzerbrechen machen den Raumfahrtspezialisten die vielen winzigen Partikel, denn sie sind praktisch für das Radar unsichtbar. Von ihnen rasen bereits mehr als 100.000 durchs All und es werden immer mehr. Es sind diese Objekte, die die Raumfahrt immer mehr zum Lotteriespiel machen. Die millimetergroßen Stücke schlagen mit einer unvorstellbaren Wucht auf ein anderes Objekt. Da sie mit 10 km/sec. weitaus schneller sind, als eine Gewehrkugel, hätte ihr Aufprall auf die ISS oder einen im Weltall arbeitenden Astronauten dramatische Folgen. Der amerikanische Raumfahrtspezialist Donald Kessler zeichnet deshalb ein düsteres Bild, das den Weltraumflug erdnaher Satelliten bald unmöglich machen dürfte. Der Weltraumschrott, der von früheren Raketenstarts ins All gelangt ist, rast mit unfassbaren 10 km/sec durchs All. Wenn diese Teile zusammenstoßen, ist die Wirkung ungeheuerlich. Raumfahrexperten befürchten, dass wenn die Trümmer aufeinander treffen, eine Kettenreaktion ohne Ende ausgelöst wird, da durch den Aufprall die Objekte zertrümmert werden und immer mehr zerkleinern. Je kleiner die Partikel im Weltall werden, desto gefährlicher sind sie für die Raumfahrt, denn sie lassen sich mit Radar nicht mehr entdecken. Daher wird dann jeder Raumflug zum Glückspiel.
Andere Raumfahrtexperten sind in ihrer Einschätzung noch pessimistischer und vernuten, dass der Kessler-Effekt bereits begonnen hat. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts, explodierte eine Ariane-Rakete. Dadurch gelangte viel Weltraumschrott in die Umlaufbahn. 1996 trafen Teile der explodierten Rakete den französischen Cerise-Satelliten und zerstörten ihn. Beim Hubble Weltraumteleskop wurde entdeckt, dass der Sonnenkollektor ein Durchschlagsloch hatte. Im Februar 2002 erhielt das Fenster der Internationalen Weltraumstation am Fenster einen Treffer. Wegen der hohen Fluggeschwindigkeit sind sogar die kleinsten Partikel im erdnahen Weltraum eine große Gefahr für die im freien Weltall arbeitenden Astronauten. Mit 10 km/sec sind die Partikel weitaus gefährlicher als eine Gewehrkugel, denn sie würde mühelos jeden Weltraumanzug durchschlagen. Da bisher keine Möglichkeit zur Entsorgung der Weltraumtrümmer in Sicht ist, setzen Experten große Hoffnungen auf die Entwicklung von wirkungsvollen Schutzschilden.
Wissen kompakt
- Wie der Kessler-Effekt entsteht: Der erdnahe Weltall wird immer voller mit Hightech Schrott aus der Raumfahrt. Mit jedem Raketenstart gelangen ausgebrannte Raketenstufen, Sprengbolzen und unzählige Kleinteile ins Weltall. Dieser Raumfahrschrott rast mit unfassbaren 10 km/sec durchs All. *Wenn solche Teile zusammenstoßen, ist die Wucht ungeheuerlich. Raum Experten befürchten aber, dass wenn Partikel auf Partikel treffen, eine Kettenreaktion ohne Ende ausgelöst wird, da sich die Schrottteile immer weiter zerkleinern. Es stellt sich jedoch die Frage, ob bei einer Kollision die beiden Partikel nicht ihre hohe Geschwindigkeit verlieren und dadurch nicht mehr durch Eigengeschwindigkeit die Anziehungskraft der Erde überwinden und dadurch zurück in die Erdatmosphäre fallen. Hat der Kessler-Effekt bereits begonnen?
- Der amerikanische Raumfahrtexperte Donald Kessler befürchtet, dass dieser, nach ihm benannte Effekt, schon in dreißig Jahren in Gang kommen wird.
- Andere Fachleute sind in ihren Vorhersagen pessimistischer und vermute, dass der Effekt bereits schon begonnen hat. 1996 verloren die Franzosen ihren Cerise-Satelliten. Er wurde von einem Trümmerteil einer explodierten Ariane-Rakete getroffen.
- Beim Hubble Weltraumteleskop wurde entdeckt, dass der Sonnenkollektor ein Durchschlagsloch hatte. Im Februar 2002 erhielt das Fenster der Internationalen Weltraumstation am Fenster einen Treffer. Um eine weitere Kollision zu verhindern, wird bereits an einem Schutzschild gearbeitet um die Kollision mit kleinen Partikeln zu verhindern. Größerem Weltraummüll muss ausgewichen werden. Bis jetzt wurden bereits sechs Fast-Kollisionen durch Ausweichmanöver verhindert.
- Wegen der hohen Fluggeschwindigkeit sind sogar die kleinsten Partikel im erdnahen Weltraum eine große Gefahr für die im freien Weltall arbeitenden Astronauten. Wegen ihrer hohen Geschwindigkeit können selbst millimetergroße Partikel einen Raumanzug durchschlagen. Gegenwärtig ist das Risiko, von einem Teil getroffen zu werden, annehmbar.
- Da der Weltraummüll bei jedem Raketenstart zunimmt, wird das Risiko eines Treffers immer wahrscheinlicher. Wie lassen sich die Probleme lösen?
- Alle Teile, die sich in einer Höhe unter 600 km befinden, befinden sich noch im Bereich der Atmosphärenbremsung und der Erdanziehung und stürzen früher oder später wieder in die dichtere Erdatmosphäre, in der die verglühen. Alle anderen Teile umkreisen die Erde ewig und werden irgendwann miteinander kollidieren.
Bild: Henrik Heigel
© 2010 Alexander von Behaim-Schwartzbach