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Wie der Mond entstand
Ein kosmischer Irrläufer von der Größe eines kleinen Planeten, der gerade dabei war, in die Sonne zu stürzen, kreuzte die Erdbahn und stieß mit ihr zusammen. In einer gewaltigen Kollision wurde ein Viertel der Erdmasse herausgeschlagen.
Manche Astronomen vermuten, dass die Erde nach diesem Ereignis zeitweise einen Ring besessen haben müsse (1). Doch im Laufe der Zeit fügte die Materie sich wieder zusammen und ein neuer Himmelskörper entstand - unser Mond. Er ist quasi ein "Kind" der Erde oder man könnte sagen, der siebte Kontinent - nur eben im All. Wir werden noch sehen, dass dieser kosmische Zwischenfall ein Glücksfall für die Entwicklung des Lebens war.
Auf der Erde hatten sich schlagartig alle Bedingungen für die Entwicklung des Lebens geändert. Vor dem Einschlag rotierte die Erde doppelt so schnell um ihre Achse. Ein Tag dauerte damals nur halb so lang wie heute. Dadurch wehten höllisch starke Winde über den Globus. Durch die Anziehungskraft des Mondes verlangsamte sich aber die Rotationsgeschwindigkeit . Tag und Nacht erreichten jetzt eine optimale Länge. Der riesige Mond stabilisierte auch die Erdachse, wodurch das Klima ausgeglichener wurde. Durch die große Nähe des Mondes waren die Gezeitenwellen noch viele Meter hoch. Erst als sich der Mond weit genug von der Erde entfernt hatte, wurde die Flut schwächer und die Gezeitenzone wurde zum Trittstein für das Leben ans Land.
Der Mond zeigt uns immer die gleiche Seite, da seine Rotation von der Erde so verlangsamt wurde, dass er sich nur einmal in 27 Tagen um seine eigene Achse dreht. In dieser Zeit umrundet er einmal die Erde, weshalb wir nie seine Rückseite sehen können. Die Wissenschaftler sprechen hier von einer gebundenen Rotation. Die Tatsache, dass wir die Rückseite unseres Erdtrabanten nicht sehen können, hat schon zu den wildesten Spekulationen geführt. Der französische Gelehrte Marchand vermutete, dass die Antipoden (2) auf der Erde durchaus auf die Rückseite des Mondes blicken könnten. Das ist leider nicht möglich, aber der Mond scheint auf der Südhalbkugel auf dem Kopf zu stehen. In Wirklichkeit ist es der Betrachter, der "auf dem Kopf" zu stehen scheint.
Die ersten Aufnahmen der Mondrückseite wurden 1959 von der sowjetischen Sonde LUNA 3 gemacht, aber die Aufnahmen waren noch sehr unscharf. Heute weiß man, dass die Rückseite des Mondes völlig anders aussieht, als die erdzugewandte Seite. Das kommt daher, weil sie wie ein Schutzschild ständig Meteore abfängt, weshalb der Mond uns schon vor manchen Meteoriteneinschlägen beschützt hat.
Wissen kompakt
- Ein kosmischer Irrläufer trifft die junge Erde
- Der irdische Mond entstand, als ein planetengroßer Himmelskörper mit der jungen Erde zusammenstieß.
- Durch das herausgeschlagene Material, bildete sich vermutlich für eine Weile ein Ring um die Erde. Das von der Erde herausgeschlagene Material verdichtete sich und wurde zum Mond.
- Durch die gegenseitigen Anziehungskräfte werden die Rotationsgeschwindigkeiten des Mondes und der Erde allmählich synchronisiert (Gezeiteneffekt).
- Der Mond dreht sich in 27 Tagen um die eigene Achse, genau in der Zeit, in der er einmal die Erde umkreist. Dadurch zeigt er uns immer nur eine Seite.
- Vielen Menschen fällt es schwer, in den Mondbewegungen eine vollständige Rotation zu erkennen. Wenn man die Mondbewegungen mit einer Scheibe (z.B. Kronkorken) nachstellt und einen Apfel umfährt, dass immer die gleiche Seite zum Apfel zeigt, wird man sofort sehen, dass dies nur möglich ist, wenn wir unser Objekt einmal drehen.
- Für die Erde hatte die Mondentstehung eine große Bedeutung. Vor der Entstehung des Mondes rotierte die Erde doppelt so schnell um ihre eigene Achse. Das hatte zu Folge, dass ein Tag nur 12 Stunden dauerte und starke Stürme die Erde umtosten.
- Nach der Entstehung des Mondes wird die Rotationsgeschwindigkeit der Erde abgebremst. Die Änderung der Tageslänge beträgt etwa eine Millisekunde in 100 Jahren.
- Jedes Jahr entfernt sich der Mond um 3,8 cm/Jahr von der Erde. Die Gezeiten werden immer schwächer.
(1) Bild: Henrik Heigl
(2) Menschen die auf der südlichen Erdhalbkugel leben, z.B. Australier
2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach