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Das sowjetische Raumfahrtprogramm
Der Vater der sowjetischen Raumfahrt war das russische Militär. Die Grundlagen der sowjetischen Raketentechnik baute jedoch auf das deutsche Know-how auf, das die Sowjets allerdings besser genutzt hatten, als die Amerikaner. Obwohl die sowjetischen Militärs die Raketenentwicklung steuerten, gelang es dem Vater der sowjetischen Raumfahrt, Sergei Pawlowitsch Koroljow, doch noch ein richtiges sowjetisches Rumfahrtprogramm zu entwickeln.
Die ursprünglich als Interkontinentalrakete R-7 wurde nicht, wie vorgesehen, auf Amerika abgeschossen, sondern trug den ersten Sateliten ins All. Nachdem das kommunistische Politbüro erkannt hatte, dass das auch die Menschen im Westen begeisterte, zögerte man nicht, die russischen Erfolge im Weltall auch propagandistisch zu nutzen. Nun entstand auch ein russisches ziviles Forschungsprogramm, das beachtenswerte Erfolge hatte. Folgende Meilensteine in der Raumfahrt wurden erreicht:
- 1957: Start von Sputnik 1. Sputnik 2: Die Hündin Laika wird ins All geschossen.
- 1959: Lunik 1, der erste Raumflugkörper außerhalb des Erdorbits
- 1959: Erste harte Mondlandung von Lunik 2.
- 1959: Lunik 3 fotografierte die Rückseite des Mondes.
- 1961: Der erste Mensch im Weltall: Juri Gagarin.
- 1964: Boris Jegorow und Kontstantin Feokistow sind die ersten Wissenschaftskosmonauten.
- 1965: Erster Ausstieg in den Weltraum durch Alexej Leonow.
- 1965: Erste Landung auf der Venus mit Venera 3.
- 1966: Erste weiche Landung von Lunik 9.
- 1970: Erste automatische Rückkehr einer Sonde von einem anderen Himmelskörper durch Luna 16.
- 1970: Erster Roboter und erstes Fahrzeug im All und auf dem Mond mit Lunochod 1.
- 1971: Erste Raumstation Saljut 1.
- 1986: Erste dauerhaft bemannte Raumstation Mir (Friede) welche die Erde bis 2001 umkreiste. In ihrer 15-jährigen Geschichte umrundete die ursprünglich nur für eine Lebensdauer von sieben Jahren ausgelegte Station die Erde 86.325 Mal in einer Höhe von 390 Kilometern über der Erdoberfläche. Als zum Ende ihrer Lebenszeit die Pannenserie nicht abriss, entschied Roskosmos, das sehr erfolgreiche Raumschiff aufzugeben. In den frühen Morgenstunden des 23. März 2001 wurde die Mir mit drei Bremsschüben des letzten Progress-Raumfrachters zum kontrollierten Wiedereintritt in die Atmosphäre gebracht.
Als während der Perestrojka auch die Raumfahrtarchive geöffnet wurden, erfuhr die Welt, dass es auch große russische Misserfolge gegeben hatte. Das schwerste Unglück in der Raumfahrt war die Nedelin-Katastrophe im Jahre 1960, bei der 126 Menschen, u.a. auch der Chef der strategischen Raketentruppen Mitrofan Nedelin, ums Leben kamen. Durch den Tod eines großen Teils ihrer Spezialisten und den Verlust des Startplatzes wurde das sowjetische Raketenprogramm im Plan zurückgeworfen.
© 2011 Alexander von Behaim-Schwartzbach