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Sergeji Pawlowitsch Koroljow

Finden wir eine Kompromisslösung – machen wir es so, wie ich es sage. (Sergei Pawlowitsch Koroljow)

Koroljow

Eines der am besten gehüteten Geheimnisse der früheren Sowjetunion war dieser Mann, denn er war das russische Gegenstück zu Wernher von Braun. Geboren wurde Sergei Pawlowitsch in Schytomyr, Ukraine im Jahre 1906. Im Alter von nur 60 Jahren starb er am 14. Januar 1966 in Moskau. Als Sergei Pawlowitsch erst drei Jahre alt war, trennten sich seine Eltern, und der Knabe wuchs bei seinen Großeltern auf. Schon als Kind interessierte sich der junge Koroljow für Flugzeuge und trat dem örtlichen Segelflieger-Klub bei. Er studierte am Moskauer Luftfahrtinstitut Flugzeugbau. In den 1930er Jahren begann er mit dem Bau von Raketen.

1938 wurde er von Walentin Gluschko denunziert, da dieser einen möglichen Rivalen ausschalten wollte. Im Zuge der stalinschen Großen Säuberung wurde er am 27. Juni 1938 von der Tscheka (Geheimpolizei) verhaftet und zu zehn Jahren im berüchtigten Gulag an der Kolyma verurteilt, wo er fünf Monate einsaß. Da er ein Gefangener mit Hochschulabschluss war, wurde er in eine Scharaschka verlegt, in ein Speziallager für Wissenschaftler. In der Scharaschka lebten die Gefangenen in der ständigen Angst, erschossen zu werden. 1942 wurde Koroljow in eine Scharaska nach Kasan verlegt, wo er zusammen mit anderen Gefangenen Motoren für Jagdflugzeuge konstruieren musste. Erst im Juni 1944, nach 6 Jahren Zwangsarbeit, wurde er auf ein Gesuch des genialen Flugzeugbauers Andrej Nikolajewitsch Tupolew begnadigt. Auf dem Weg in die Heimat wäre er fast an Skorbut und Unterernährung gestorben.

Als die Sowjets begannen, ihr Raketenprogramm zu organisieren, wurde Koroljow zum Chefkonstrukteur ernannt. Da die besiegten Deutschen die größte Erfahrung beim Raketenbau besaßen, wurde Sergei Pawlowitsch ins sowjetische Hauptquartier nach Berlin beordert. Er bekam den Auftrag, das deutsche Raketenprogramm zu studieren und ehemalige Mitarbeiter Wernher von Brauns ausfindig zu machen. Da die deutschen Raketenwaffen im thüringischen Nordhausen entwickelt wurden, wohnte er ab Herbst dort. In Nordhausen traf er noch mehrere deutsche Raketeningenieure. Anders als die Amerikaner, denen das gesamte deutsche Raketen-Know-how in die Hände gefallen war, verwerteten die Sowjets das Wissen der Deutschen penibel aus. 1946 kehrte er mit einigen deutschen Raketenkonstrukteuren wieder in die Sowjetunion zurück.

© 2011 Alexander von Behaim-Schwartzbach