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Das Neozoikum - die Neuzeit des Lebens
In drei Zeitabschnitte kann man das Leben auf der Erde unterteilen: Neozoikum, Mesozoikum und Paläozoikum Das ist leicht zu merken: Neo=neu, Meso=Mitte, und Paläo=Alt. Zoikum ist klar, das hat irgendwie mit dem Zoo zu tun.
Jetzt sind wir in der Neuzeit des Lebens angekommen. In diese Abteilung gehören auch wir, doch müssen noch 60 Millionen Jahre vergehen, bis der Mensch die Bühne des Lebens betritt. Auf jeden Fall gab es im Tertiär keine Saurier mehr. Die Raubsaurier hatten die Entwicklung des Lebens ganze 180 Millionen Jahre lang unterdrückt. Obwohl es im Mesozoikum bereits höher entwickelte Säugetiere gab, konnten sie sich nie richtig ausleben, denn neben Dinosauriern konnte man sich einfach nicht weiter entwickeln. Versuchten die Säugetiere ihre Lebensnische (klein, praktisch unsichtbar und nachtaktiv) zu verlassen, wurden sie entdeckt und sofort aufgefressen. Als dann der Killermeteorit die Saurierzeit beendet hatte, wurde das neue Kapitel in der Geschichte des Lebens aufgeschlagen: Jetzt kommt das Neozoikum, also die Neuzeit des Lebens.
Das Neozoikum, oder auch Känozoikum genannt, untergliedert sich in 65 Millionen Jahre Tertiär und zwei Millionen Jahre Eiszeit. Wir leben zur Zeit in der Eiszeit. Eine Eiszeit wird immer wieder durch Warmzeiten unterbrochen. Die gegenwärtige Warmzeit, in der wir leben, heißt Maastrichum. Doch zurück ins Tertiär. Zuerst muss sich das Leben neu organisieren, aber das dürfte nicht sehr lange gedauert haben. Überall im Gelände lagen Saurierknochen herum. Doch mit der Zeit wurden auch sie zugeschwemmt und nach einigen tausend Jahren war von ihnen nichts mehr zu sehen. In den kommenden Millionen Jahren versteinerten die Knochen, aber sie geben jetzt den Paläontologen - das sind sozusagen die Zoologen des alten Lebens - Auskunft darüber, welche Tiere früher mal gelebt hatten.
Den Selektionsdruck der Dinosaurier gab es nicht mehr. Jetzt kamen die Tiere aus ihren Büschen hervor und im Laufe der Zeit entwickelten sie sich auch wieder zu Riesenformen. Das Indricotherium (Giraffennashorn) z.B. wurde über 5 m groß und 15 Tonnen schwer. Es war das größte Landsäugetier, das jemals gelebt hat. Man glaubt, dass die größten Tiere in der Saurierzeit gelebt hatten, doch das stimmt nicht. Das größte Tier aller Zeiten ist der Blauwal [1] - und der lebt heute noch.
[1] Der Blauwal kann bis zu 150 t schwer und 31 m lang werden. ( Hermann Ostermayer, www.natursicht.ch
Bildernachweis
- Bild 1: Lebensbild aus dem Unteren Paläozoikum Quelle: Stephen Jay Gould: Das Buch des Lebens. vgs Verlagsgesellschaft Köln 1993, S. 170
- Bild 2: Entwicklung des Lebens im Tertiär Quelle: Gould, Stephen Jay a.a.O., S.25
Wissen kompakt
- Nach dem Asteroideneinschlag waren weite Gebiete verwüstet. Doch nach allen Katastrophen organisierte sich das Leben wieder neu. Jede Katastrophe mischt die Karten des Lebens neu.
- Die Saurier hatten 180 Millionen Jahre lang die Entwicklung des Lebens bestimmt. Im Mesozoikum spielten Säugetiere nur eine untergeordnete Rolle.
- Allerdings gab es in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Überlegung, dass kleine Säugetiere die Sauriereier öffneten und anfraßen. Doch diese Theorie ist hinfällig, da man nie Sauriergelege fand, die angefressen waren.
- Die Erde muss sich schnell wieder von der Einschlagskatastrophe erholt haben. Selbst nach verheerenden Vulkanausbrüchen (Kratakau, Mt.St.Helen, Pele, etc.) hat es immer nur wenige Jahre gedauert, bis die Natur sich wieder erholt hatte.
- Das Leben "moderner" Tiere beginnt! Im Neozoikum waren die Karten des Lebens völlig neu gemischt worden. Die Säugetiere, die sich in der Saurierzeit nie entwickeln konnten, waren plötzlich die Herren der Welt. Alle Faktoren, die sie in Millionen Jahren nie größer als Marder werden ließen, gab es nicht mehr. Im Mesozoikum gab es auch keine Pferde oder Gazellen.
- Jetzt waren auch alle ökologische Nischen frei geworden, die sie nach einigen Generationen wieder neu besetzten. Der selektive Druck der Saurier auf die Säugetiere hatte so etwas wie einen Entwicklungsstau verursacht.
- Dadurch, dass das Größerwerden 180 Millionen Jahre unterdrückt worden war, hatten sich die Sinne der Tiere weiterentwickelt, was nun zum Vorteil werden sollte. Der olfaktorische Sinn (Geruchssinn), das Gehör und die Sehfähigkeit ist bei den modernen Tieren oft höchst entwickelt: Hund, Katze, Falke.
- Die Tiere begannen sich neu zu spezialisieren: Herbivoren (Pflanzenfresser), Insektivoren (Insektenfresser), Karnivoren (Fleischfresser) und Omnivoren (Allesfresser). Auch lassen sich in den drei Epochen des Lebens drei verschieden geistige Ebenen erkennen: Neozoikum: Selbstbewusstsein. Entwicklung von Ästhetik und Ethik. Mesozoikum: Tiere entwickeln ein Sozialverhalten: Dinosaurierherden. Paläozoikum: Reiz-Reaktionsverhalten.)
© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach