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Johannes Kepler: Der Hofastronom

Die Jugend Johann Keplers war lieblos und ohne Hoffnung. Es wäre höchst verwunderlich gewesen, hätte Kepler sich trotz dieser Umstände zu einer selbstbewussten Persönlichkeit entwickelt. Im Alter von 26 Jahren analysierte und beschrieb er sich in dritter Person folgendermaßen: "Dieser Mensch, hat in jeder Hinsicht eine Hundenatur. Er ist wie ein verwöhntes, gezähmtes Hündchen.[...] Zunächst schmeichelt er sich ständig bei den Vorgesetzen ein, er hängt in allem von anderen ab, er dient ihnen, er zürnt ihnen nicht, wenn er getadelt wird, er versucht auf jede Weise sich auszusöhnen."

Kepler

Da er auch in Tübingen immer zu den besten Studenten zählte, erhielt er 1593 seine erste Stellung als Lehrer für Mathematik und Moral an der Stiftsschule in Graz. Dort kam ihm die Idee für sein erstes bedeutendes Werk "Mysterium Cosmographicum" (Geheimnis des Kosmos). Als Kepler die ersten Exemplare in seinen Händen hielt, sandte der stolze Autor auch welche an alle führenden Gelehrten, sogar an Galilei und Tycho de Brahe. Die Aufnahme des Buches war höchst unterschiedlich. Galilei lehnte Keplers Werk ab. Der Einzige, der den wahren Wert des Buches erkannte, war Tycho de Brahe.

In Graz bekam Kepler auch zum erstenmal die Folgen der Gegenreformation zu spüren. Die katholische Kirche wollte die lutherische Lehre nicht länger hinnehmen. Im österreichischen Graz befand sich Kepler im Machtbereich der Habsburger, und die standen auf der katholischen Seite. Im September 1598 verschärfte sich die Lage gar so weit, dass Erzherzog Ferdinand alle dort tätigen Protestanten entließ und sie aufforderte, das Land zu verlassen - ansonsten drohte die Todesstrafe. So kam es, dass Johannes Kepler Österreich verlassen musste und von Tycho Brahe in Prag freudig aufgenommen wurde. Brahe war der kaiserliche Hofastronom von Rudolf II. und berühmt durch seine extrem genauen astronomischen Aufzeichnungen, die er penibel verwaltete. Es ergab sich eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, weil sich die beiden ideal ergänzten. Doch diese Zeit währte nicht lange. Im Oktober 1601 starb Tycho Brahe. Kepler wurde nun von Kaiser Rudolf II. zum Nachfolger Brahes ernannt und erhielt somit die Stelle des kaiserlichen Hofmathematikers.

Aufgrund der peniblen Aufzeichnungen Brahes, gelang es Kepler, die Gesetzmäßigkeiten der Planeten zu entdecken. In drei Gesetzen, die seinen Namen tragen, beschreibt er die Umläufe der Planeten um die Sonne.

Wissen kompakt: Johann Keplers Lebensdaten

Johann Kepler wurde am 16. Mai 1571 In Weil der Stadt bei Leonberg geboren. Kepler starb am 15. November 1630 im Alter von 59 Jahren in Regensburg.

Biografische Daten

  • 1579-1784 Lateinschule in Ellmendingen.
  • 1584-1586 Evangelische Stiftsschule in Adelberg.
  • 1586-1589 Evangeisches Seminart in Maulbronn.
  • 1589-1594 Universität in Tübingen.
  • 1594-1600 Mathematikprofessor am protestantischen Gymnasium in Graz.
  • 1596 Sein erstes Hauptwerk, "Das Weltgeheimnis"
  • 1597 Er heiratet Barbara Müller.
  • 1598 Der Sohn Heinrich wird geboren.
  • 1599 Die Tochter Susanna I wird geboren und stirbt im gleichen Jahr.
  • 1600 Er wird aus Graz ausgewiesen, weil er Protestant ist. Er erkrankt am Wechselfieber
  • 1600-1601 Assistent bei Tycho de Brahe in Prag.
  • 1601 Tod von Brahe 1601-1612 Kaiserlicher Mathematiker in Prag
  • 1612-1626 Mathematiker in Linz.
  • 1615 Keplers Mutter wird der Hexerei angeklagt.
  • 1617 Die Tochter Katharina wird geboren.
  • 1617 Die "Ephemeriden" (1.Teil) erscheinen.
  • 1618 Kepler formuliert sein 3. Planetengesetz. Der "Grundriss der Kopernikanischen Astronomie" (Epitome Astronomiae Copernicanae") erschein.
  • 1620 Er muss zur Verteidigung der Mutter nach Württemberg reisen. Seine Mutter wird im Hexenprozess auf Grund seiner Initiative freigesprochen.
  • 1622 Keplers Mutter Katharina stirbt.
  • 1626-1627 Ulm 1627 Kepler lässt die "Rudolfinischen Tafeln" auf eigene Kosten drucken
  • 1628 Die Gehaltsschulden des Kaisers belaufen sich inzwischen auf 12 000 Gulden.
  • 1628 Teile des "Traums vom Mond"(Somnium) werden gedruckt.
  • 1628-1630 Hofastronom in Sagan bei Wallenstein.
  • 1630 Kepler stirbt in Regensburg, wohin er zum Eintreiben seiner Gehaltsrückstände geritten war, an einem "hitzigen Fieber."

2010 © Alexander von Behaim-Schwartzbach