Das waren die beiden Codewörter (1) für die wichtigsten Kommandounternehmen nach der Kapitulation Deutschlands: die Jagd auf deutsche Raketenforscher. Der Chefplaner von Peenemünde Walter Dornberger und der Raketenforscher Wernher von Braun hatten sich am Kriegsende schnell noch nach Süddeutschland abgesetzt. Für Dornberger und Wernher von Braun stand es aber längst fest, dass sie sich den Amerikanern ergeben würden. Mit seinem Bruder Magnus nahm er Kontakt zu den Amerikanern auf. Schon am nächsten Tag wurden sie nach Schattwald in Österreich gebracht und dort verhört. "Wir betrachteten die von uns entwickelte Stratosphärenrakete A-4 (als V-2 bekannt) als eine vom Krieg bedingte Zwischenlösung..."

Der erste Einsatz der V 2 erfolgte in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1944 mit einem Angriff auf London. Insgesamt 3225 dieser "Wunderwaffen" wurden gegen die britische Hauptstadt sowie Antwerpen, Lille, Paris und Maastricht eingesetzt, die letzte im März 1945. Durch die Angriffe der V 2 starben 15.386 Menschen, rund 50000 wurden verwundet. Bei der Produktion der Waffe kamen rund 20.000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter ums Leben. Angesichts dieser Zahlen ist es gegenüber den Opfern blanker Hohn, wenn ehemalige Peenemünder später behaupteten, dass sie den Mond nur über den Umweg über das Militär erreichen konnten. Hier muss man nach der Ethik in der Foschung fragen. Über Wernher von Braun muss kritisch gesagt werden: Für ihn bedeuteten einzelne Menschenleben nichts. Sie waren nur Mittel zum Zweck, um seine Pläne zu verwirklichen. Unterstützt wurde er dabei von Arthur Rudolph (2), später an der Entwicklung der amerikanischen Saturn-Raketen beteiligt, Kurt Debus, Leiter des Prüfstandes VII, später Chef des Kennedy Raumflugzentrums, Eberhard Rees, Stellvertreter von Brauns in Peenemünde und später sein Stellvertreter in Huntsville.

Aus vielen "ardent" (überzeugten) Nazis wurden amerikanische Nationalhelden. Doch vorher mussten sie noch reingewaschen werden: Die Bezeichnung "ardent Nazi" wurde flugs aus ihren Akten rausradiert. Später würde aus von Braun noch ein "American Hero" gemacht werden. In Amerika hatte man anfänglich für die deutschen Raketenspezialisten keine richtige Verwendung. Doch das sollte sich noch gründlich ändern. Die Russen hatten in wenigen Jahren die V2 weiter zur R4 entwickelt. Als sie am 4. Oktober 1957 ihren ersten Satelliten ins Weltall schossen, wurde klar, dass sie mit ihrer mageren Beute viel besser umgegangen waren als die Amerikaner. Bereits vier Wochen später flog die Hündin Laika ins All.

Aufgeschreckt von den sowjetischen Erfolgen, gründeten die Amerikaner schnell die NASA. Am 5. Mai 1961 hielt der amerikanische Präsident vor dem Kongress eine Rede, die in die Geschichte einging: Noch in diesem Jahrzehnt würde Amerika einen Menschen auf den Mond schicken (3).

1) Overcast=bewölkt; Paperclip=Büroklammer

2) Arthur Rudolph war im hochgeheimen Mittelwerk Dora für den Einsatz der Häftlinge verantwortlich

3) I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the moon and returning him safely to the earth.

© 2010 Alexander von Behaim-Schwartzbach