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Devon - als die Fische laufen lernten
Eines der ganz wichtigen Epochen in der Erdgeschichte war das Devon. Damals ging das Leben aus dem Wasser ans Land. Zuerst gingen die Pflanzen, dann folgten die Tiere. Aber zwischen dem Landgang von Pflanzen und Tieren lagen etliche Millionen Jahre. Die Pflanzen waren praktisch die Pioniere, die das Land dem tierischen Leben vorbereiteten. Das Devon erhielt seinen Namen von der südenglischen Grafschaft Devonshire. Doch nicht in Südengland finden sich die besterhaltenen Fossilien aus dieser Zeit, sondern in den deutschen Mittelgebirgen.
Die Gesteine des Hunsrück sind die Überreste eines Meeresbodens aus dem Devon. Hier bildeten sich Schiefer. Die schiefergedeckten Häuser und die Häuser mit Schiefer-Fasadenverkleidung sind im Rheinischen Schiefergebirge nicht mehr fortzudenken. Schon in der Römerzeit wurden die Schieferplatten hier abgebaut. Erst seit dem 19. Jh. sind viele Versteinerungen im Schiefer bekannt. Vor dieser Zeit hielt man Versteinerungen für eine Laune der Natur (vis plastica). Heute sind etwa 400 verschiedene fossile Organismen aus dem Devon bekannt. Am Quastenflosser kann man anschaulich die Metamorphose eines Fisches zum vierfüßigen Lurch nachvollziehen. Die Skelette vom Quastenflosser und dem Ichthyostega weisen viele Gemeinsamkeiten auf.
Nach der klassischen Theorie von Alfred Romer aus den 50er Jahren des 20. Jh. kamen die Fische an Land, um austrocknenden Gewässern zu entrinnen. Sie flüchteten aus den ausgetrockneten Tümpeln zurück in tiefere Gewässer - praktisch ein Landgang, um wieder zurück ins Wasser zu gelangen. Als die Quastenflosser an Land gingen, erschlossen sie sich einen völlig neuen Labensraum. Dabei entwickelte sich die Lungenatmung, was für sie ein ungeheurer Überlebensvorteil war. Der Ichthyostega hatte noch auffallende Fischmerkmale: er war noch stromlinienförmig, hatte noch einen fischartigen Schädel und besaß eine große Schwanzflosse. Ganz ohne Wasser konnten die ersten amphibisch lebenden Tiere aber nicht leben - ihre Larven (Kaulquappen) entwickelten sich noch im Wasser.
- Bildnachweis: Vom Quastenflosser zum Ichtyostega Der Quastenflosser Eustenopteron stammt aus dem Oberdevon. Er lebte im Süßwasser am Rande des "Old Red-Festlandes". Von ihm könnten die Vierfüßer (Tetrapoda) abstammen. Der Ichtyostega stammt aus dem Oberdevon von Grönland. Es ist der älteste bekannte Vierfüßer, der noch einen Fischschwanz besaß. Aus Kuhn-Schnyder 1967) Friedrich Wilhelm (Hsg.) Der Gang der Evolution S.187
Wissen kompakt
- Das Devon war eine der ereignisreichsten Epochen in der Erdgeschichte. Damals ging das tierische Leben an Land. Das Devon wurde nach der Grafschaft Devon im Süden Englands benannt. Die Namensgeber waren Murchison und Sedgwick.
- Da die Ablagerungen des Devon auf den Britischen Inseln mit bis zu 7000 m sehr mächtig sind, ließen sie sich relativ einfach einem eigenen System zuweisen. Unter dem Devon liegt das fossilienreiche Silur. Darüber liegt das durch seine bedeutenden Kohlelager gekennzeichnete Karbon. 1972 wurde das Devon in einem Geologenkongress aufgrund zweier Leitfossilien abgegrenzt.
- Das Leben geht an Land: Zuerst gingen die Pflanzen an Land. Nach einigen Millionen Jahren folgte das tierische Leben. Zuerst gingen Gliederfüßler, Spinnentiere, Tausendfüßler und Insekten an Land. Höher entwickelte Tiere, wie z.B. der Ichthyostega, gingen erst viel später an Land.
- Der Ichthyostga hatte noch Merkmale, die an einen Fisch erinnern. Die Körperform war noch stromlinienförmig und noch einem Leben im Wasser angepasst. Ichthyostega war fischköpfig. Er hatte eine lange Schwanzflosse, ein Relikt seiner Fischvergangenheit.
- Der Gelehrte Alfred S. Romer vermutete, dass die Fähigkeit, sich über Land fortzubewegen, eine Überlebensstrategie war, austrocknende Wassertümpel verlassen zu können. Vermutlich war aber der Landgang eine Strategie, sich dem steigenden Verfolgungsdruck zu entgehen.
© 2010 Alexander von Behaim Schwartzbach